Meine jüngere Schwester, die auf dem Bild bei meiner Oma auf dem Arm sitzt, ist einer der lustigsten Menschen, die ich kenne.
Vor kurzem ist sie mit ihrer Familie von Berlin aufs platteste Land gezogen, so platt, dass sie irgendwann bemerkte, dass es in ihrem schönen Häuschen Mäuse gibt.
Sie erzählte, dass sie eines Nachts davon wach wurde, dass irgendetwas mit kleinen Füßen über das Parkett tippelte und immer wieder laut schmatzend stehen blieb – klarer Fall von Mausbesuch!
Sie lag also panisch im Bett und überlegte, was sie tun sollte. Schließlich hatte sie einen genialen Einfall: sie fing an, laut „Miau! Miau! Miau!“ zu rufen.
Wenn ich an meine Schwester denke, muss ich immer wieder lachen. Sie hat so viele lustige Ideen und so viele Bonmots geprägt, dass ich sie ständig zitiere – garstige Leute nenne ich „eine Bürste“ und sehe Carolin vor mir.
Ich habe am Freitag einen Vortrag zum Thema Präsentationen und besser präsentieren auf der Women Power Messe in Hannover gehalten. Als ich den Vortrag vorbereitete, wurde das Thema „Vorbilder“ auf einmal sehr wichtig.
Vorbilder sind Fackeln, Wegweiser oder Irrlichter, machmal sind sie einem bewusst, häufig unbewusst. Wie mein Klient neulich, dessen Vorbild bei seinem Vortrag unbewusst ein Pastor war. Oder die Frau, die jeden Satz wie eine Frage am Ende nach oben zog und bei der wir darauf kamen, dass sie wie ihre Tante sprach, die Lehrerin gewesen war.
Man darf sich bedienen bei allen, die einem über den Weg laufen: Sätze, Phrasen, Handbewegungen, Lachen oder die Art, wie die Leute auf der Bühne stehen und eine Rede halten, darf man kopieren, annehmen, umwandeln: alles.
Allerdings ist ein Vorbild wie ein Kleidungsstück. Man muss es genau anprobieren und sehen, ob es passt. Mit schlecht sitzenden Vorbildern schadet man sich. Gute Vorbilder können dagegen Siebenmeilenstiefel in die richtige Richtung sein.
Was ich ausserdem so schön daran finde, mich bei Freunden und Familienmitgliedern zu bedienen, ist, dass ich sie in dem Moment bei mir habe. Sie sind mir nah, wenn ich einen Satz sage wie meine Schwester Monika, lache wie meine Freundin Susanne und manchmal in einem Seminar spreche wie der von mir geschätzte Regisseur Michael. Eine Familie aus Vorbildern und Inspirationsträgern. Man muss nicht immer das Rad neu erfinden, wir sind keine Insel und ich nicke Freunden und Familie gern auf diese Art zu und halte sie im Herzen.
Und von mir aus kann jeder sich meine Macken und funkelnden Funken ans Revers stecken – so lange er oder sie dabei an mich denkt, sind wir alle eine Familie.
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