Vor einiger Zeit war ich auf einem Seminar „Marketing und Coaching“. Sehr interessanter Kurs, nette Leute. Am ersten Tag saß ich mit ein paar Frauen zusammen beim Mittagessen. Wie gewöhnlich gab es freundlichen Smalltalk. Menschen, die zum ersten Mal auf einander treffen, sind normalerweise offen und nett. Allerdings war bei diesem Kurs eine Frau, die anders war als die anderen Teilnehmer.
Ohne jeden Grund fauchte sie auf einmal in meine Richtung „Im Gegensatz zu MANCHEN Menschen vertrete ich meinen eigenen Standpunkt. Ich lasse mich nicht einfangen, ich mache nicht, was alle von mir erwarten. Ich habe auch noch nie Drogen genommen, wie ALLE anderen!“ abgesehen davon, dass ich dachte: wenn ich du wäre, würde ich ganz schnell mal ein bisschen was einwerfen! wusste ich nicht so recht, was ich mit der Bemerkung anfangen sollte und wandte mich anderen Teilnehmern zu.
Wer Freunde will, muss FREUNDlich sein
Im Verlaufe des Kurses sah ich, dass ihre Art der „Kontaktaufnahme“ mit allen ähnlich lief: erstmal das Gegenüber anblasen, vielleicht Terrain abstecken? Einen vorauseilend befürchteten Angriff abwehren? Danach sehen wir weiter.
Dann bemerkte ich, dass diese Frau, nachdem sie fast jeden Kursteilnehmer ordentlich angefegt hatte, den nächsten Schritt auf Knien machte: ganz freundlich. Sie versuchte sich wieder einzuschmeicheln, lachte ein bisschen zu laut und wollte brav sein.
Allerdings waren jetzt schon alle so angestrengt von der ersten voreiligen Verteidigungsaktion, dass ihre versuchte Liebenswürdigkeit nicht viel bewirkte.
Niemand war gemein zu ihr oder reagierte aggressiv. Die anderen Teilnehmer wandten sich ihr lediglich nicht zu, weil sie von Anfang an gedacht hat, dass sie sich von den anderen abstoßen muss oder dass die Leute sie nicht mögen würden.
Freude ist viel wichtiger, als die meisten denken
Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich für mich herausgefunden habe, dass „freundliche Augen“ und „Freude“ sehr wichtige Komponenten für fast alles sind.
Ausserdem, dass ich für meine Freude selbst verantwortlich bin und dafür, freundliche Augen sehen zu können. Das Gefühl, dass das, was ich mache ok ist, vielleicht sogar großartig, muss ich in mir tragen – nicht in „a Trump-kind of way“.
Wenn ich vor einem Auftritt, vor einer neuen Situation, bevor ich neue Menschen treffe, wenn ich mit jemandem flirten will, davon überzeugt sein kann, dass ich auf freundliche Augen treffen werde, dass ich mich verbinden kann als Mensch mit Menschen und dass niemand mir etwas Böses will, kann ich mich auf das „Zusammen“ konzentrieren und muss nicht „dagegen“ sein.
(Die Zeichnung hat meine unglaubliche Nichte Marie ihren Eltern zum „Wallendinstag“ geschenkt – meine Schwester hat nichts gesagt und freut sich schon auf die Karte nächstes Jahr zum „Wallenmittwoch“:))
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