Ein kurzer Impuls zum Thema: Das macht man nicht!
Als ich vielleicht 4 oder 5 Jahre alt war, ging ich mit meiner Schwester durch unser Dorf, vermutlich zum Einkaufen. Ich erinnere mich daran, dass uns auf den Straßen immer wieder ältere Leute begegneten, die ich – als kleiner Dötz – freundlich grüßte. Die alten Leute freuten sich und grüßten zurück. Meine vier Jahre ältere Schwester wurde ungehalten „Das tut man nicht!“ zischte sie mich an. Und ich hörte auf.
Du sollst alles so tun, wie es auf der Packung steht
Knapp 40 Jahre später bin ich bei der selben Schwester. Sie hat zum Mittag eingeladen und irgendetwas von Maggie, Knorr und Konsorten gekocht. Meine Familie war nie elegant. In dem Gericht gibt es frische, klein geschnittene, gekochte Paprika. Ich sortiere sie sorgfältig aus und stapele sie am Tellerrand. Ich mag gekochte Paprika wirklich nicht. Meine Schwester schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an: „Magst du etwa keine Paprika?“ fragt sie überrascht und vorwurfsvoll. „Nein“ sage ich ungerührt. Ich kenne die Tendenz in meiner Familie, erstmal jemanden anzugreifen, der etwas angebotenes ablehnt, egal, wie klein es ist. Auf mein klares „Nein“ entspannt sich meine große Schwester: „Ich mag die eigentlich auch nicht, aber auf der Packung stand, man soll noch Paprika reinschneiden.“
Was „man“ macht und was „man“ nicht macht, geht mich nichts an
So geht es den meisten: sie denken, dass es für alles Regeln gibt: wie etwas gekocht werden muss, wie man mit Fremden spricht oder wie man eine Beziehung beendet. Diesen „man“, der sich das alles ausgedacht zu haben scheint, würde ich wirklich gern einmal kennen lernen.
Blinde Konditionierung ist eine Bitch!
Ich habe viel mit Leuten zu tun, die auf Bühnen stehen und irgendwo gelernt haben, wie „man“ Vorträge hält. Dann lächeln sie süffisant oder wippen auf ihren Füßen vor und zurück, legen die Stirn in Falten und machen meterlange Sätze, um nicht unterbrochen zu werden. All das haben sie irgendwo aufgeschnappt, wie ein Kleinkind auf einmal ein schmutziges Wort sagt, weil Mama oder Papa nicht vorsichtig waren.
Sei dein eigenes Vorbild
Wenn diese Leute, die jahrelang Vorträge gehalten haben wie „Schuldirektorin Zimmermann“ oder „Bibliothekar Heidemann“ oder „Mathelehrerin Grieser“ auf einmal merken, dass es für sie viel besser ist, wenn sie nicht so auf der Rednerbühne stehen, wie „man“ das halt so macht. Sondern wenn sie herausfinden, wie es für SIE am besten ist, einen Vortrag zu halten.
Ich mach mir meine eigenen Spielregeln!
Die Spielregeln, die für Leute „gelten“, die Vorträge halten, müssen immer wieder angepasst werden – und zwar von demjenigen, der die Präsentation halten will.
0 Kommentare