Coach me if you can

8. Jan. 2020 | Alle | 0 Kommentare

Alles wird gut

Wir haben 2020! Hurray! Es gibt viele Vermutungen und die meisten Menschen rufen „Das wird mein Jahr!“ – was ja auch toll ist, wer will schon zu Beginn eines Jahres „Das wird bestimmt scheiße!“ sagen, außer den großen Pessimisten, die sich immer noch für realistisch halten?

Übergänge, Herausforderungen und Seelenfraß

Die letzte Zeit des Jahres fand ich sehr anstrengend. Was immer es war – something in the water, Energiewellen, Winterblues: ich war mies drauf und habe von vielen Menschen in den sozialen Medien und in meinem Umfeld gehört und gelesen, dass es ihnen ähnlich  ging wie mir.

Coach me if you can

Dann habe ich den Post einer Frau gelesen, die ganz offen mit der Facebook Crowd teilte, dass sie von ihrem langjährigen Partner kurz vor Jahresende verlassen wurde. Unter ihrem Post gab es viele Kommentare, die Bedauern ausdrückten oder gute Wünsche für das vor uns liegende Jahr. Und dann gab es natürlich die, die nicht nur ungefragt Ratschläge gaben, sondern auch großzügig Erlaubnisse erteilten. Zum Beispiel: „Du darfst traurig, wütend und verletzt sein…aber dann richte dich auf, sei gut zu dir und lebe mit Kraft und Energie für dich weiter …und vergebe!“ Würg. Diese Art des ungebetenen Coachings nervt mich. Wirklich.

Wer gern redet, sollte Pfarrer werden

Ein Bekannter von mir kann sich keine zwei Sätze von mir anhören, ohne mir zu irgendetwas zu raten. Und wenn es nur „Vergiss nicht zu atmen!“ ist. Vielen Dank, aber: Warum sollte ich das bitte vergessen? So oft ich ihm auch sage, dass ich grad gar nichts von ihm brauche: er kann es nicht lassen.

Noch vor kurzem hätte ich gesagt, dass Männer eher die „Dschungel-Coaches“ sind (im Theater gibt es den Ausdruck der „Dschungel-Regie“, wenn Schauspieler zu ihren Kollegen gehen und ihnen „gute Tipps“ zuraunen oder ganz offen dem Regisseur in die Parade fahren). In der Zwischenzeit würde ich es nicht mehr am Geschlecht festmachen. Ich kenne auch Frauen, die immer gleich mit einer Lösung kommen, die dir sagen, wie du mit einer Situation umgehen, was du jetzt auf keinen Fall tun oder unbedingt sofort machen solltest. Alles begleitet von unendlichem Gerede: Blablabla.

Hilfe ist auf dem Weg!

Ich bin sehr froh darüber, dass ich Freunde habe, die ich in kniffeligen Lagen oder schwierigen Zeiten um Rat bitten kann. Und wenn ich sie frage, ist von meiner Seite aus die Erlaubnis gegeben und die Bitte ausgesprochen, sich in meine Position zu versetzen. Im professionellen Coaching nennt man das Auftragsklärung. Wenn kein Auftrag erteilt ist, gibt es tatsächlich nur eins zu tun: einfach mal die Klappe halten!

Wer dich unbedingt retten will, sollte wahrscheinlich in seinem eigenen Häuschen nach dem Rechten sehen

Vor zwei Jahren hatte ich eine kurze Liaison mit einem netten Mann, der allerdings zu Zorn neigte. Wenn er zornig war, wurde er laut und das mochte ich nicht. Darum wollte ich ihn nach einem unschönen Ausfall in einer Bar nicht weiter sehen. Er war traurig, was ich verstand. Was mich allerdings wirklich ärgerte, war, dass er in einer späteren Mail versuchte, mir zu erklären, warum ich Probleme mit Lautstärke hätte und dass er mir mit meinen diesbezüglichen  Schwierigkeiten helfen könnte. Danke, aber NEIN Danke!

Ratschläge sind auch Schläge – oder so

Ich verstehe, dass man sich sicherer fühlt, wenn man eine Situation unter Kontrolle hat. Wenn man das Gefühl hat, jemandem helfen zu können und etwas „erledigt“ zu haben. Feels good! Aber jedes Mal, wenn jemand, sich größer macht, in dem er oder sie versucht, mich mit nett gemeintem, übergriffigem Coaching kleiner zu machen, und mir erzählt, wie ich jetzt handeln, fühlen, dankbar sein sollte, habe ich Lust, einen straffen, langen Spaziergang zu machen – und zwar allein.

Was heisst das eigentlich für mich?

Ein guter Vorsatz für das Jahr 2020 könnte doch sein, seine Freunde und Bekannte nicht mehr hinterrücks zu coachen. Amen…

 

 

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