Man sagt noch: frohes neues Jahr! anstandshalber, weil man selber auch gern eins hätte. Ich wünsche rückwirkend auch frohe Weihnachten und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag – ich merke, dass ich in den letzten ein, zwei Jahren nach kurzen oder längeren Urlaubsphasen einfach ein bisschen mehr Zeit brauche, um zurück in die Arbeitswelt zu kommen. Aber jetzt bin ich wieder da und freue mich auf ein neues Jahr. Es sieht von hier schon ganz schön aus: ich spiele vor Angela Merkel in Berlin (nicht ganz aber fast! Frau Nahles wird da sein und ich werde ein Foto von mir und ihr posten!) und ich gebe Flirtkurse mit Michael Seyfried. Ausserdem stehen mindestens zwei neue Stücke auf dem Programm und ab Mai werde ich so rank und schlank sein, wie ein Fohlen. Ich gebe mehrere Tagesseminare und spreche auf der womenpower Messe in Hannover. Und das ist alle erst die erste Hälfte des Jahres!
Aber mein reisserischer Titel hat mehr auf den Hacken als nur Antänzer zu sein. Da ich grade so enorm viel über Flirten nachdenke und mich mit dem lieben Michael Seyfried, Schauspieler und Coach wie ich, darüber austausche, fällt mir auf, wie wenig das Flirten in Deutschland eine Rolle spielt. Wir sind schrecklich ernst. Ich erlebe es häufig, wenn ich in Unternehmen komme, um Coachings zu geben, dass viele der Mitarbeiter eine fast undurchdringliche „Office Persona“ haben, die darauf fokussiert ist Probleme zu lösen und die Kommunikation geschmiert zu halten. Das heisst, man hat immer irgendwie das Gefühl, das Gegenüber hat mal ein Buch gelesen mit dem Titel: „Der Lockere Umgang mit Kollegen, Chefs und anderen Menschen“ in dem ihm empfohlen wurde, ab und zu mal seine menschliche Seite zu zeigen und nicht ausschließlich über das Business zu sprechen. Es läuft dann meistens auch alles erst mal gut, niemand kommt zu nah, es gibt aber auch keine Streitereien. Man hat es sich gemütlich gemacht in der kleinen Box aus Business und small Talk, graue Geländer, die einen sicher ans Ziel führen.
Aber irgendwann verschwimmt das Ziel, die steife Reling führt ins Nichts. Die Regeln geben keine Sicherheit mehr, sie engen ein, verhindern Kontakt. Lebensfreude, dieses hohe Gut, das in unserem schönen Land so oft böse vernachlässigt wird, wird erstmalig schmerzhaft vermisst. Vorher war alles gut, wenn die Maschine nur nicht ins Stocken kam. Jetzt merkt man, dass ein Leben ohne Freude mit der Zeit schal wird, keinen Sinn macht. Und Spaß, Wärme, Freude, die Dinge, die man früher mit „jaja“ abgetan hat und die vielleicht etwas für rührselige Mädchen oder alberne Jungs waren, werden auf einmal Sehnsuchtspunkte. Aber wie finde ich den Ausgang? Jahrelanges Training für gesicherte Störfreiheit hat jeden Impuls für Spontanität und Unterhaltsamkeit gekillt – und wer möchte seine oder ihre Zeit verbringen mit einem, der genau weiss, wie ein Schaltplan funktioniert, aber keine Ahnung hat, wie man ein echtes Gespräch führt, jenseits der kurzen, gut gemeisterten Plauderei am Kaffeeautomaten.
„Back in the game“ heisst es jetzt, zurück zur Leichtigkeit, zur Verspieltheit, zum freilaufenden Atem zur Improvisation und zum Lachen, das von ganz unten kommt.
Ich freue mich dieses Jahr vor allem auf die Flirtkurse. Denn jenseits des Boy-meets-Girl ist der Flirt mit der Möglichkeit, mit der Situation, mit dem Leben, das, was ich so gern mit den Menschen teilen möchte – Kleiner als drei!
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